Gomel - Morgens um viertel vor 5 werde ich unsanft geweckt,
was sich anhört wie eine Horde Elefanten ist bloß Julia, die durch unsere
Wohnung trampelt ohne Rücksicht auf Verluste. ;o) <3
Nachdem wir unsere Wohnung und uns in einen halbwegs
erträglichen Zustand gebracht haben, machen wir uns gegen viertel vor 7 dann
auf den Weg zum Bahnhof. Unser auffälliges Gepäck (denn Rucksackreisende sind
wohl doch eher die Ausnahme, vor allem wenn noch Isomatte und Schlafsack
dranhängt) verschafft uns dann auch gleich mal wieder die Ehre, dass wir in der
Metro von 2 Männern angesprochen werden – wo wir herkommen, wo wir hinwollen,
was wir machen.
Am Minsker Bahnhof |
Erstmal wollen wir nach Gomel und tatsächlich bringt uns
unser Zug auch dorthin. Um 07.39Uhr geht es in Minsk los, wir haben schäbige
Sitzplätze! Zu zweit teilen wir uns eine Bank, das ist normal, nur unsere Bank
ist ein paar Zentimeter kürzer als alle anderen, denn wir sitzen direkt an der
Tür zur Toilette und diese wird rege genutzt. So darf also jeder von uns mal
den „Komfortplatz“ am Fenster nutzen um eine Weile zu schlafen. 4 Stunden
später um 12.24Uhr erreichen wir dann Gomel. Noch etwas benommen steigen wir
aus dem Zug und freuen uns auf dir nächsten 12 Stunden, die wir mit
Stadtbesichtigung und am Abend dann ein-zwei Bier verbringen wollen. Nun dazu
lässt sich nur sagen: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Unser Stadtrundgang dauert gerade mal etwas weniger als 2
Stunden, es gibt wirklich nicht so schrecklich viel zu sehen, aber Gomel hat
einen unglaublich schönen Fluß und der Uferbereich, der angrenzende Park und
der Ausblick sind einfach unübertrefflich! Nichtsdestotrotz bleiben uns noch
10h bis unsere Reise weitergeht und es ist definitiv zu kalt um die irgendwo im
Park auf einer Bank zu verbringen.
Also essen wir erstmal in einem dunklen Kellerraum der sich
„Artpizza“ nennt, um dann immer noch ca. 9h Freizeit ausgesetzt zu sein.
Doch glücklicherweise hat Julia den glänzenden Plan unser
Vorhaben uns in Kiew die Haare schneiden zu lassen etwas vorzuziehen. Ich bin
davon noch nicht ganz so überzeugt, also gucke ich erstmal zu wie Julia von
„Schulterlang abschneiden“ aus immer mehr den Mut verliert, sodass es am Ende
nur ein paar Zentimeter werden. Aber immerhin hat sie einen unglaublich
gruseligen Anblick abgegeben – vielleicht machen wir ja noch eine Neuverfilmung
von „The Ring“. Auf jeden Fall habe ich mich in der Zwischenzeit mal von den
Postern an den Wänden inspirieren lassen und mich Julia dann gleich
angeschlossen.
Um der Mittagessenslinie treu zu bleiben haben wir dann im Artcafe etwas getrunken, um schließlich ins Kino zu gehen. Der Film hieß „Frohes neues Jahr, Mami“, ja klingt vielversprechend, wohlgemerkt es ist kein Kinderfilm, aber wir dachten uns, dass wir wahrscheinlich die Hälfte eh nicht verstehen und es im Kino wenigstens warm und gemütlich ist – Pustekuchen! Es war kalt und unbequem und dazu war der Film auch noch unsagbar schlecht, aber immerhin wir konnten unsere Schuhe ausziehen und in Ruhe essen.
Europas größter Platz oder so |
Und schließlich um 00.37 konnten wir endlich in einen fast
leeren Zug nach Charkov steigen und schlafen (Wenn man mal die ständigen,
nervigen Grenzkontrollen außer Acht lässt).
Charkov – Was soll man da groß zu sagen, wir kommen am
31.12.2012 um 11.43Uhr in Charkov an (wir haben eine Stunde Verspätung,
zumindest denken wir das bis wir feststellen, dass es nur die Zeitverschiebung
ist). Am 02.01.2013 um 00.43Uhr morgens wird unsere Reise weitergehen, zu allem
dazwischen kann man eigentlich nur sagen: Was in Charkov passiert, bleibt auch
in Charkov.
Ich sage nur so ert und hat wundervolle Plattenbausiedlungen. Gemeinsam mit
Johannes(Chanzig) und Aaron und natürlich Chanzigs sehr lustigen Mitbewohnern
(ein Inder und ein Schwuler) haben wir eine sehr lustige Zeit! Zum neuen Jahr
rennen wir leider recht Erfolglos (trotz der Unterstützung von Jack) durch die
Stadt und suchen eine Rakete, außerdem feiern wir gleich dreimal, einmal nach
belarussischer, einmal nach ukrainischer und einmal nach deutscher Zeit.
Schließlich finden wir uns wieder, wie wir eine halbe Ewigkeit durch Charkov
laufen, um dann zu 7 (+Fahrer) in einem von Julia heldenhaft eroberten Taxi
nach Hause fahren.
Einen Tag voller Schlaf später, geht unsere Reise auch schon
weiter…
Kiew – nach einer netten Fahrt mit einem netten Mann namens Sergej in unserem Abteil spuckt uns der Zug in Kiew am Bahnhof aus, wo Julia und ich auch Aaron und Chanzig wiedertreffen (die beiden waren in anderen Wagons). Zuohnung, wo sich dann auch gleich ein paar Wassertechnische Probleme auftun, denn es gig nimmt dann doch lieber seine Spezialdusche mit aufgewärmten Wasser, einer Schüssel und einer Tasse. Die nächsten Tage verbringen wir damit die Stadt zu besichtigen, „Oppa Gangnam Style“ zu hören und Tütensuppe zu essen. Doch dabei geschehen ein paar komische Dinge:
Während Chanzig dabei ist sein Ticket umzutauschen laufen
Julia, Aaron und ich vorm Bahnhof lang, als plötzlich ein paar große Glatzköpfe
an uns vorbeilaufen, nun ja nicht wirklich an uns vorbeilaufen, denn plötzlich
halten sie inne, gehen zu Aaron und gucken sich seinen Schal an (ein
Simferopol-Fanschal) dann ziehen sie ihm den Schal aus, einer steckt ihn ein
und sie gehen weiter. Keiner von uns reagiert, wir stehen da und können so viel
Dreistigkeit gar nicht fassen, denken immer noch es ist ein Spaß, doch als Julia
den Schal zurückholen will, wird klar, dass es kein Spaß ist. Das Fazit lautet
mal wieder: Dreistigkeit siegt! Und in der Ukraine herrscht wirklich Chaos, wie
gut, dass in Belarus alles so kontrolliert und ordentlich abläuft und es ist
sauber! ;o)
Einen zweiten Schock bekommen Julia und ich als wir abends
Sushi holen gehen. Julia bestellt ganz Fachmännisch was wir alles wollen und
dank der englischen Sprache denken wir, dass das problemlos ablaufen sollte,
doch als uns dann eine Rechnung von umgerechnet 80€ auf den Tisch gelegt wird,
sind wir doch etwas erstaunt. Wir wissen ja das Sushi hier teuer ist, aber so
teuer?! Zum Glück geht uns noch ein Licht auf und am Ende kommen wir mit einem
wesentlich humaneren Preis und anstelle von den bestellten 170 Sushirollen mit
nur 20 oder so bei den Jungs an.
Dafür gibt es in Kiew einen wundervollen Second-Hand-Markt
auf dem man wirklich günstig coole Klamotten kriegt! Nachdem wir unser shopping
dort beendet haben, treffen wir Timur (ein gibt es etwas zu essen
bei uns in der Wohnung der Mädels (oder besser gesagt alles was wir noch an
Essen haben) und dann geht’s zum zweiten Mal ins Palatia (eine Bar die wie eine Psychatrie aufgebaut ist und alle angestellten laufen in Kitteln rum). Dort
treffen wir Achim und Klaus, zwei ca. 40 jährige Deutsche die in der Ukraine
leben und die Frauen dort wie Dreck behandeln. Zitat Achim: Hallo ich bin der
Achim und ich nenn Mädels gerne mal „kleine Maus“.
Hier haben wir Aaron und Chanzig verloren! |
Naja es war trotzdem ein schöner Abend und nachdem wir uns
am 05.01.2013 noch ein bisschen in Kiew rumgetrieben haben, steigen Julia und
ich dann um 21.06Uhr glücklich und müde in einen Zug nach Minsk – nur schade,
dass wir 4-mal wegen irgendwelchen Kontrollen geweckt werden (die wir übrigens
stark aufhalten, weil der Beamte erst nach dem 4. Mal auf meinen Pass und dann
mich gucken glaubt, dass ich es bin.)!
Rechtzeitig zu Weihnachten sind wir dann am 06.01.2013
wieder in Minsk, ohne Geld – alle Banken haben zu, müde und erschöpft, wie gut,
das Sonntag ist!
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